Normwerte und Prädiktoren des Level of Service Inventory – Revised in der forensischen Suchtbehandlung gemäß § 64 StGB

Zusammenfassung Bei steigenden Zahlen von Unterbringungen gemäß § 64 StGB und zugleich hohen Erledigungsquoten über 50 % besteht großer Bedarf an einer differenzierten Analyse der Risikoprofile entsprechender Behandlungsbedarfe in Gruppe suchtkranken Straftäter. Das Level of Service Inventory – Revised (LSI-R) ist ein strukturiertes Instrument Risikoprognostik, für das validierte Normwerte männliche, erwachsene Strafgefangene vorliegen. Es integriert Informationen zu statischen dynamischen Risiko- Schutzfaktoren. Mit dem Ziel Identifikation charakteristischer Merkmale untergebrachten Patienten wurde eine klinikübergreifende Vollerhebung 9‑Monats-Kohorte aus 4 Entziehungsanstalten Nordrhein-Westfalen durchgeführt ( n = 205). Als Datengrundlage dienten neben LSI-R-Rating u. a. die Basisdatendokumentation sowie suchtspezifische Angaben den jeweiligen Patienten. Die des LSI-R-Gesamt-Scores ergab Maßregelvollzugsstichprobe im Mittel einen Wert M 29,36 (SD 7,21), was Mittelwert JVA-Normstichprobe (M 24,65, SD 7,35) signifikant übersteigt (Dahle 2006). Über 70 Maßregelvollzugspatienten lassen sich beiden höchsten Risikokategorien (hohes bzw. sehr hohes Risiko) zuordnen. Prädiktive Effekte Bezug auf LSI-R-Gesamt-Score zeigten v. anamnestischen Variablen höchste besuchte Schulform, schwerstes Delikt, Hauptdiagnose Substitution. Auch zeigte sich, dass Reihe frühkindlicher Verhaltensauffälligkeiten mit kovariieren. Aus Ergebnissen Rückschlüsse relevante statische dynamische Schutzfaktoren ableiten, welche insbesondere Therapie(planung) Bedeutung sein können. vorhandenen Befunde dienen als Grundlage weitergehende, vertiefende, längsschnittliche Analysen.